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Gerade chronisch Kranke plagen sich häufig mit Ängsten herum: Angst vor einer Verschlechterung des Zustandes, Angst vor Jobverlust, Angst, dass der Partner gehen könnte – wenn er es nicht sowieso schon getan hat, Angst, das man nicht genügt usw. usf.
Heute möchte ich einmal eine These aufstellen und eine Möglichkeit vorstellen, wie man mit Angst umgehen kann.
Meine These ist: Alle Gefühle sind das Kommunikationsmittel unserer Seele, mit der sie uns etwas mitteilen will – also auch Angst. Unsere Seele kommuniziert über die Gefühle mit unserem Selbst und unserem Geist. Aber was will sie uns sagen? Die meisten Menschen sind von ihrer Angst so gefangen, dass sie gar nicht klar denken können und somit auch nicht zuhören können. Tatsächlich aber, will unsere Seele uns helfen – auch wenn es schwer zu glauben ist, bei einem so unangenehmen Gefühl.
Ich möchte Sie in die Lage versetzen, zuzuhören. Aber wie kann man das machen? Die Technik besteht aus drei Teilen: Ein Teil Vorbereitung, ein Teil zuhören und diskutieren, ein Teil Nachbereitung.
Vorbereitung: Denken Sie sich ein Ritual aus, um sich auf die Zeit vorzubereiten. Ganz einfach, zünden Sie eine Kerze an, machen sie auf jeden Fall alle Geräuschkulissen aus, wie Radio, Fernsehen, Telefone, die klingeln könnten. Sie könnten sich beispielsweise ein Deckchen hinlegen, auf das Sie den Kerzenhalter stellen. Es kann auch etwas ganz anderes sein, beispielsweise könnten Sie einen Sessel in Richtung fenster schieben und ein Kissen auf eine bestimmte Art und Weise drapieren und sich hineinsetzen, oder Sie legen zwei Dinge vor sich hin. Es geht einfach darum, jedes Mal, bevor Sie beginnen ein bestimmtes, immer gleiches Ritual abzuspulen. Sie können beispielsweise auch kurz aufs Klo gehen, dann sich eine Flasche Wasser und ein Glas holen, einschenken und das Glas vor sich hinstellen. Es muss nur jedes Mal das gleiche Ritual sein.
Zeit: Jeden Tag um die gleiche Zeit das Ritual muss immer gleich lang sein. Beispielsweise täglich 16.50 Uhr bis 17.00 Uhr.
Zuhören und diskutieren: Sie setzen sich hin und rufen die Angst und warten. Es kann sein, dass sich in den ersten Tagen nichts rührt, aber kaum sind Sie wieder aufgestanden, kommt sie sofort hervorgeschossen. Das macht nichts. Die Angst muss erst mal schauen, was da eigentlich geschieht. Die Angst hat nämlich genauso viel Angst, wie Sie. Irgendwann wird sie jedoch hervorkommen und Sie können mit Ihr sprechen. Da die Angst ein Ausdruck Ihrer Seele ist, können Sie sie wie eine Person ansprechen. Fragen Sie sie z. B. was sie erzählen möchte, warum sie da ist und was sie will. Nach einiger Zeit wird sie antworten. Sprechen Sie mit ihr, aber wertschätzend. Bestreiten Sie ihre Ansichten nicht und lachen Sie sie nicht aus. Nehmen Sie sie ernst.
Nachbereitung: Länger als eine halbe Stunde sollte es nicht dauern, aber auch nicht kürzer als 20 Minuten. Fassen Sie für sich beide zusammen, was Sie bestrochen und diskutiert haben. Wenn Sie Erwartungen ausgesprochen haben, benennen Sie diese.
Und jetzt kommt die Krux: Wenn die Angst außerhalb ihrer Zeit kommt, nehmen Sie sie wahr und erklären Sie ihr, dass nicht ihre Zeit ist, dass Sie sich um ab 16.50 Uhr um Sie kümmern werden. Damit weisen Sie ihr einen Platz zu, aber sie auch gleichzeitig in ihre Schranken. So können Sie die Kontrolle wiedererlangen. Und: Dies können Sie mit allen negativen Gefühlen tun. Mit positiven Gefühlen ist das natürlich nicht sinnvoll aus verständlichen Gründen.
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