.
.
Wenn Sie Ihre MS-Karriere beginnen, benötigen Sie zu allererst einen guten Neurologen. Jetzt ist guter Rat teuer. Woher nehmen? Leider herrscht bei vielen Menschen noch die Meinung vor, dass sich ein Neurologe mit „Nervenleiden“ im Kopf auseinandersetzt – sich also um „Verrückte“ kümmert. DAS ist auf jeden Fall ein Trugschluss. Neurologen kümmern sich tatsächlich um Nervenleiden. Diese haben jedoch weniger mit psychiatrischen Erkrankungen zu tun, als vielmehr mit dem gesamten Nervensystem des Körpers.
Der gesamte Körper ist mit Nerven durchzogen. Ohne Nerven wären wir nicht in der Lage, zu leben. Möchten Sie einen Kaffee trinken? Sie benötigen das Nervensystem, damit Ihr Gehirn ihren Beinen mitteilt, dass sie in die Küche gehen sollen – und am besten den Rest Ihres Körpers gleich mitnehmen.
Sie flirten gerade auf Teufel komm‘ raus, doch dummerweise meldet sich Ihre Blase und will sich partout entleeren – und zwar jetzt! Die Blase hat über das Nervensystem dem Gehirn mitgeteilt, dass sie voll ist und sich absolut nicht um irgendwelche Flirts schert – sondern dass sich ihr Besitzer bitte schön um sie kümmern soll – und zwar sofort! Zackzack!
Sie shoppen durch ein Einkaufszentrum – plötzlich steht ein Säbelzahntiger vor Ihnen – und Ihnen bleibt die Luft weg, ein regelrechter elektrischer Schlag zieht durch den oberen Teil Ihres Körpers, Ihre Atmung flattert, Ihre Hand öffnet sich und läßt die Tasche fallen, Sie sind einen Moment gelähmt – machen dann jedoch auf dem Absatz kehrt und rennen davon? Das war auch Ihr Nervensystem, welches sehr viel schneller reflexartig reagiert hat und Ihren Körper auf Hochtouren brachte, um sich durch Flucht zu schützen. Und zwar lange, bevor die Augen dem Gehirn signalisieren konnten, was sie sahen und das Gehirn erkannte, dass es sich nur um eine Pappmascheefigur in der Dinosaurierausstellung handelte und es Ihrem Körper Entwarnung signalisieren konnte. Nachdem sich alle Passanten, die Ihre Reaktion sahen und lachten, beruhigt haben, kommt Ihr Gehirn endlich seinen Verpflichtungen nach – und signalisiert dem Körper „keine Gefahr“!
Das macht alles Ihr Nervensystem – und noch viel mehr. Das Nervensystem ist also quasi das Meldesystem des Körpers, welches dem Gehirn Signale über die Außenwelt vermittelt, im umgekehrten Fall aber auch Signale vom Gehirn zu den einzelnen Körperregionen leitet, damit die vom Gehirn getroffenen Entscheidungen umgesetzt werden.
Daneben hat das Nervensystem allerdings auch die Aufgabe, Signale zu den Körperregionen zu leiten, um bestimmte Effekte auszulösen, die gar nicht Ihrer Kontrolle unterstehen. Beispielsweise der größte Teil der Verdauung – Sie sind nicht in der Lage, die Verdauungstätigkeit des Darms anzuhalten. Oder der Herzschlag, Sie haben nur extrem begrenzte Wirkmöglichkeiten auf Ihren Herzschlag etc.
Wenn im Nervensystem also irgend etwas nicht funktioniert, funktioniert genau der Teil Ihres Körpers nicht oder nur bedingt, für den die defekten Nerven zuständig sind. Und genau dafür ist ein Neurologe da. Da jedoch die Nerven nur Signalüberträger sind, diese Reize jedoch im Gehirn zu vernünftigen oder weniger vernünftigen (wie der Pappmascheesäbelzahntiger und die damit zusammenhängende Flucht) Erkenntnissen verarbeitet werden, kümmert sich der Neurologe auch um Ihr Gehirn – eigentlich wird der Fluchtreflex sogar im Sonnengeflecht, also dem unteren Bauchteil entschieden und nicht im Gehirn. Doch darauf soll hier nicht genauer eingegangen werden.
Und ja, viele neurologische Erkrankungen ziehen psychische Erkrankungen nach sich oder sind mit diesen gekoppelt. Aus diesem Grund hat ein Neurologe, auch eine mindestens einjährige Ausbildung in der Psychiatrie hinter sich.
Dennoch sind Psychiater und Neurologe zwei völlig unterschiedliche Fakultäten.
.
.
.
.
.
.