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Feb 26 2017

Gangunsicherheit – unrundes Gangbild 3

Heute führe ich die Vorstellung der Übungen Gangunsicherheit fort

Unrundes Gangbild 1

Unrundes Gangbild 2

Heute geht es darum, den normalen Schritt wieder zu lernen, ohne dass man dauernd mit den Fußspitzen hängen bleibt. Was uns die Oma erzählt hat, „Heb‘ deine Füße“, ist nämlich so nicht ganz korrekt. Denn das Hängenbleiben und Stolpern geschieht dadurch, dass die Fußspitze beim Vorwärtsschreiten nicht genügend angezogen wird, um den Fuß nach vorn zu führen. Mit dem Heben des Fußes als solchem, hat das weniger zu tun, da niemand den Fuß nur anhebt, dann nach vorn schiebt und ihn wieder absetzt. Vielmehr handelt es sich um eine schräg nach oben-vorn-Bewegung. Und wenn dann die Fußspitze nicht angezogen wird, kommt es zu dem typischen Hängenbleiben an erhöhten Fußwegsteinen etc. zum Stolpern, das einem oft bis in den Kopf hineinschießt, und im schlimmsten Falle zum nach vorn fallen. Von den Verletzungen abgesehen, kostet das ja auch Geld, wenn man dauernd seine Schuhspitzen reparieren lassen muss.

Wenn Sie die Übung 1 und 2 wie beschrieben gemacht haben, und wirklich sicher beherrschen, können Sie nun die nächste Übung beginnen. Für sie wie für alle Übungen gilt das Gleiche, wie für die damalige Übung – Vorsicht, bei Unsicherheit den Therapeuten fragen und eventuell jemanden mitnehmen, der Ihnen Hilfe leistet. Alles weitere erklärt dieser Link

Übung 3. Der Storchengang ohne Storch:

1. Wieder suchen Sie sich ein Gerät, an dem Sie sich gut mit einer Hand festhalten können. Das Gerät muss lang sein und kann beispielsweise eine längere Stange sein, oder eine Holzplanke etc. Zumindest etwas langes, an dem Sie entlang gehen können.

2. Jetzt führen Sie wieder den Storchengang wie in Übung zwei dargestellt durch. Es ist wichtig, dass Sie diese Übung immer vor der dritten Übung machen, bis Sie die dritte Übung beherrschen. Später werden Sie diese zweite Übung immer häufiger weglassen.

3. Jetzt können Sie die dritte Übung beginnen. Stellen Sie sich anschließend diesmal in Schrittstellung. Und zwar sollte Sie die Schrittlänge haben, die Sie auch normalerweise haben, lieber etwas kürzer, als zu lang.

4. Verlagern Sie jetzt das Gewicht auf das vordere Bein.

5. Sie spüren jetzt, dass der Fuß des hinteren Beins automatisch in Abrollstellung geht. Bleiben Sie einen Moment mit den Fußzehen des hinteren Fußes auf dem Boden. Jetzt machen Sie in Zeitlupe weiter.

6. Nehmen Sie den Fuß hoch, um ihn nach vorn zu bringen. Spüren Sie, dass Sie den Fuß nicht einfach nach oben und dann im 90°-Winkel nach vorn bringen. Vielmehr ist die Bewegung ein schräges nach oben vorn führen. Dabei müssen Sie den Fuß so hoch nehmen, dass die Spitze nirgends anstoßen kann, also auch nicht über den Sand schleift, wenn Sie auf einem Spielplatz sind. (Das ist der Omabeschwerdeteil).

7. Während Sie den Fuß nach vorn führen, ziehen Sie nun die Fußspitze Richtung Schienbein an. Nun setzen Sie den Fuß mit der Hacke zuerst auf. Sie spüren, es ist ein relativ kleiner Schritt. Verlagern Sie nun das Gewicht auf diesen Fuß bis Sie fest auf ihm stehen. Der Schritt ist nun abgeschlossen. 

8. Hier ist es anfangs ausnahmsweise viel wichtiger, die Übungen so langsam zu machen, dass Sie den Ablauf wirklich wahrnehmen. Denn zuerst werden Sie Koordinationsprobleme haben. Sie müssen sich festhalten und auf dem Standbein fest stehen.

9. Am Ende der Stange halten Sie sich mit beiden Händen fest, drehen sich in die Gegenrichtung, aus der Sie gekommen sind, und gehen zurück.

10. Das Festhalten mit beiden Händen ist wichtig, da Sie  bei der Drehung, das Gleichgewicht verlieren können.

11. Achten Sie auch auf Ihre freie Hand. Sie darf sich nicht verkrampfen oder nach innen einkrümmen.

12. Denken Sie daran, dass Sie vielleicht noch nach Hause gehen oder radeln müssen. Also nicht zu viel.

13. Machen Sie diese Übung so lange, einige Tage oder Wochen, bis Sie in der Lage sind, die Übung „rund“ zu machen. Was mit „rund“ gemeint ist, sollten Sie nach dem Storchengang wissen. Es wird einige Zeit dauern, bis Sie die Übung „rund“ durchführen können. Das hängt von der Schwere Ihrer Störungen ab. Anhaltspunkte für „rund“ sind, dass Sie sich locker mit einer Hand festhalten können, Ihr Gewicht nicht völlig von dieser Hand „getragen“ wird und sie fließend die Beine heben und wieder absetzen können. Und denken Sie wieder an die Handschuhe, falls Sie eine Holzplanke zum Festhalten haben.

14. Probieren Sie es jetzt mit dem anderen Fuß und schauen Sie, mit welchem Sie es besser können. Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten, entweder Sie üben erst einmal mit dem besseren Fuß, bis Ihnen der Ablauf so klar ist, dass Sie es auch mit dem anderen Fuß versuchen können, oder Sie machen einen Schritt nach dem anderen, so das abwechselnd einmal das bessere und einmal das „schlechtere“ Bein dran ist. Wenn sie Letzteres tun, dann ist es wichtig, gerade bei dem Fuß, der es nicht so gut kann, die Übung extrem langsam zu machen, damit sich das Gehirn an den richtigen Ablauf gewöhnt.

Denn wenn Sie es nicht richtig machen, verankert das Gehirn diesen falschen Bewegungsablauf und die Übung wirkt nicht nur nicht, sondern kann Ihr schlechtes Gangbild und damit Ihr Stolpern noch verstärken und die ganze Übung wird kontraproduktiv.

Deshalb vor dieser Übung auch immer die zweite Storchengangübung durchführen. Nur wenn Sie Ihr Gehirn aufrütteln, und ihm signalisieren, dass es etwas Neues lernen soll, bemüht es sich darum und schenkt Ihnen und Ihren Übungen die nötige Aufmerksamkeit. Das nennt man „die Plastizität des Gehirns“. Dabei ist das Gehirn in der Lage, sich Neuem anzupassen und Neues zu lernen. Aber nur, wenn Sie es schaffen, es dazu zu bewegen, diesen neuen Bewegungsablauf zu lernen. Außerdem ist es wichtig, dass Sie die Übung regelmäßig, am besten jeden Tag machen.

Hilfreich kann es auch sein, diese Übung barfuß zu machen. Wenn Sie das im öffentlichen Raum nicht tun wollen, dann tun Sie es zu Hause. Dort wäre es eh sinnvoll, dass Sie barfuß oder mit rutschfesten Strümpfen, statt in Schuhen herumlaufen, damit der Fuß und damit das Gehirn eine dauernde unregelmäßige Stimulation erfährt. Wenn Sie eine Weile geübt haben, versuchen Sie anfangs, sie bewusst zu Hause zu machen. Dort können Sie sich ja überall festhalten und haben Zeit. Irgendwann wird sie automatisch Ihr jetziges schlechtes Gangbild ersetzen. Also versuchen Sie nicht, diese Übung beim normalen Gehen auf der Straße durchzuführen – die Gefahr des Stürzens ist zu groß.

Für MSler ist es sinnvoll, kleinere Schritte zu machen. Das kann bei Fußheberschwäche dazu führen, dass die Schwäche früher eintritt, da die sie in aller Regel nach einer bestimmten Anzahl von Be- und Entlastungsbewegungen auftritt (einige MSler können nur 800 Schritte machen, bis der Fußheber nicht mehr will, andere 4.000. Das hängt von der Stärke der Fußheberstörung ab), macht Ihren Gang aber sicherer.

Bis zur nächsten Übung wünsche ich viel Spaß

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