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Mai 25 2015

Beziehungen

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Die Diagnose MS ist für jeden Erkrankten anfangs ein Schock. Viele Betroffene fragen sich, warum, warum gerade sie und wie sie nun mit der Krankheit umgehen sollen. Anfangs steht auch grundsätzlich die Frage der Schwerstbehinderung im Raum. Schließlich sieht der Aussenstehende MS erst, wenn die Einschränkungen, oft erst nach vielen Jahren, ein Ausmass angenommen haben, dass sie nicht mehr zu übersehen sind.

Ist der MS-Kranke in einer festen Bindung, vielleicht auch noch mit Kindern, stellt sich die Frage, wie er sich in der Familie neu positionieren soll. Denn:

MS ist nicht nur Ihre MS. MS ist, wenn sie diagnostiziert wurde, die MS Ihrer ganzen Familie. Dies hat zwingend zur Folge, dass sich die Beziehungen der einzelnen Familienmitglieder zueinander ändern wird. Alle Mitglieder durchleben jetzt, wenn sie alt genug sind, um die neue Situation zu verstehen,  eine Zeit der Angst, Trauer, Ärger, Hilflosigkeit. Jeder einzelne fragt sich, wie es weitergehen soll, mit der Familie, mit den einzelnen Familienmitgliedern, mit dem Erkrankten, aber vor allem mit ihm selbst.

Dies ist gesunder Egoismus und völlig normal. Jeder Mensch strebt an, sich in einem sicheren Lebensumfeld bewegen zu wollen. MS jedoch destabilisiert diese Sicherhei. Jedes einzelne Familienmitglied wird sich neu positiomieren müssen. War die Beziehung gut, kann die Krankheit sie noch weiter festigen, wenn beide Partner an ihr festhalten wollen. War die Beziehung eher filigran, werden jetzt Zweifel zutage treten, die vorher unterdrückt oder verschwiegen worden sind. Jetzt zeigt sich, wie stabil die Beziehung ist. 

Es gehören Anstrengung, Aufmerksamkeit und viel Mut dazu, die Familienbande zu festigen und gemeinsam dieser Krankheit entgegen zu treten. Verschweigen bringt nichts: Es muss gesagt werden, dass viele Beziehungen, ob lose oder mit Trauschein, diese Belastung nicht aushalten.

Hier gibt es eindeutige Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Erkrankten. Ist die Frau erkrankt, hält das die Beziehung weniger häufig aus, als wenn der Mann krank ist.

Während Männer weniger häufig bei ihrer erkrankten Partnerin verbleiben, bleiben Partnerinen von erkrankten Männern regelmäßig häufiger in der Beziehung. Zu vermuten ist, dass sie sich verpflichtet fühlen, auch in „schlechten Zeiten“ zum Partner zu stehen.

Dies sollen keine Pauschalaussagen sein, sondern vielmehr Beobachtungen transportieren, wie sie häufig in Beziehungen, in denen ein Partner erkrankt ist, vorkommen.

Selbstverständlich gibt es auch die Beziehungen, die durch die Krankheit gestärkt werden. Und zwar sehr viele. Die Partnerschaft wird intensiver, die Familienbande, wenn beispielsweise Kinder da sind, werden intensiver. Rücksichtnahme, Verständnis und die Fähigkeit, sich gegenseitig Kraft zu spenden, nehmen zu. Jedes einzelne Familienmitglied wächst an den neuen Aufgaben und wird stärker.

Eine Möglichkeit, sich über die eigenen Wünsche und die zukünftige Lebensplanung klar zu werden ist, sich in aller Ruhe und eingehend mit der Situation auseinander zu setzen, für die Zukunft zu planen und miteinander zu sprechen. Zeit ist genug, denn die MS begleitet Sie noch den Rest Ihres Lebens.

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