.
.
Die vierte weiterführende Übung für Profis macht jetzt nur Sinn, wenn Sie die erste Übung, die zweite Übung und die dritte Übung wirklich gut beherrschen, und „rund“ durchführen können. Für diese Übung sollten Sie jemanden dabei haben, an dem Sie sich bei Bedarf anfangs festhalten können. Bitte bedenken Sie, dass die Gangstörungen bei MSlern unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Vielleicht können Sie diese Übung nicht oder nicht mehr oder nur bis zu einem gewissen Punkt. Ich wünsche Ihnen dennoch, dass Sie es im Rahmen Ihrer Möglichkeiten versuchen, soweit Sie können.
Praktisch jeder MSler mit Gangstörungen hat sich ein breitbasiges Gangbild zumindest in der Wohnung angewöhnt, um um Ecken, Kanten, Möbel zu kommen und durch Türen gehen zu können, ohne sich zu oft blaue Flecken zu holen oder gar zu stürzen. Dies resultiert aus der völlig natürlichen Angst heraus, sich zu verletzen.
Doch jetzt liegt es an Ihnen, sich mit dieser Angst auseinanderzusetzen. Alles das, was Sie bisher auf dem Spielplatz eingeübt haben, soll nun darin gipfeln, dass Sie sich, zumindest erst einmal in der Wohnung, wieder ein normales Gangbild aneignen.
Das sieht nicht nur besser aus, sondern spart auch Kraft, schützt Ihre Gelenke und gibt Ihnen ein Stück mehr Selbstbewusstsein. Auch schützt es Sie vor Stürzen.
- Versuchen Sie sich jeden Tag eine viertel Stunde am Arm eines Freundes, Ihres Partners oder Ihres Kindes (wenn es denn alt genug ist), normal gehend durch die Wohnung zu bewegen. Anfangs am Besten auf geradem Weg, vielleicht den Flur auf und ab oder in einem Zimmer, in dem genug Platz ist.
- Wenn das gut klappt, legen Sie Papier auf den Boden auf diesen Geraden Strecken und gehen Sie um dieses Papier herum (der Mensch, der Ihnen hilfreich den Arm reicht, kann natürlich drauf treten).
- Wenn Sie hier erfolgreich sind, beginnen Sie, um Möbel und Ecken herum zu gehen und Dingen auszuweichen – wieder am Arm Ihres Helfers.
- Irgendwann werden Sie so sicher sein, dass es Ihnen möglich ist, selbstständig in einem sauberen, runden Gangbild durch die Wohnung zu kommen – ohne sich dauernd zu stoßen. Aber lassen Sie anfangs den Helfer in Ihrer Nähe – dies gibt Ihnen die Sicherheit, sich voll auf Ihr Gangbild zu konzentrieren.
Die Übung machen Sie bitte nur, wenn Sie sie sich zutrauen.
Machen Sie diese Übung so lange, einige Tage oder Wochen, bis Sie in der Lage sind, die Übung selbstständig, „rund“ zu machen. Machen Sie sie so lange, bis Sie sicher durch die Wohnung kommen. Wenn Sie die drei vorigen Übungen regelmäßig gemacht haben, sollten Sie bei Ihrem Gleichgewicht schon einen positiven Effekt bemerkt haben.
Machen Sie die Übung mit Helfer, so langsam, dass Sie sich auf jeden Schritt konzentrieren und ihn bewusst wahrnehmen, spüren, erfühlen können.
Die Dauer, bis Sie die Übung „rund“ durchführen, hängt wieder von der Schwere Ihrer Störungen ab. Eventuell wird das nie vollständig der Fall sein, aber die Übung soll Ihnen helfen, Ihre Gelenke zu schonen, Sie vor Stürzen zu bewahren und Ihnen mehr Sicherheit und Selbstvertrauen zu geben.
5. Jetzt integrieren Sie die Übung in Ihren normalen Tagesablauf. Versuchen Sie daran zu denken, nicht mehr breitbasig zu gehen. Gehen Sie langsam, wenn Sie durch die Wohnung gehen. Anfangs wird es schwierig, da Sie im „Tagesgeschäft“ an alles Mögliche denken und sich deshalb nicht voll auf Ihr Gangbild konzentrieren. Machen Sie es immer dann, wenn Sie dran denken und nicht vollumfänglich von anderen Themen beansprucht sind – und wenn es nur der Gang vom Zimmer ins Bad ist. Irgendwann wird der normale Gang für Sie wieder zur Normalität.
Und wie gehabt: Wenn Sie sich nicht sicher sind, fragen Sie Ihren Arzt oder Physiotherapeuten.
.
.
.
.
.
.