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Wie berichtet, fand am Wochenende die Messe IRMA statt. Eine Messe die Hilfsmittel und Informationen für Behinderte und deren Angehörige vorstellte. Wie sich das gehört, wurde die Messe an einem eher dezentralen Ort abgehalten, an dem die vielen Behinderten die Augen von etwaigen Betrachtern nicht beleidigen konnten. Insbesondere beim Ein- und Ausladen der Rollstuhlfahrer hätte dies ja den einen oder die andere degoutieren können.Soviel zur Inklusion. Andererseits muss man auch zugeben, dass aufgrund der Abgeschiedenheit dort so viel Platz war, dass die Behindertenshuttles in aller Ruhe rangieren konnten und auch die Behinderten selbst, sowohl mit als auch ohne Rolli in aller Ruhe aus- und einsteigen konnten – ohne Gehupe und Gedrängel.
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Ich selbst war die 16 Kilometer mit dem Rad quer durch Hamburg unterwegs, da sich die Fahrplananzeige des HVV (Hamburger Verkehrsverbund – ÖPNV von Hamburg) strikt weigerte, eine Route anzuzeigen, bei der es nicht mit dem Schiff übers Wasser ging. Tatsächlich konnte man mit der S-Bahn fahren und sich am Bahnhof mit einem Shuttleservice der Messe abholen lassen, der einen dann zur Messehalle brachte. Nur an mir ist das offenbar vorbeigegangen.
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So war die Fahrt mehr als abenteuerlich, da kein normaler Radfahrer in diesen Logistikbereich fährt, in dem sich in aller Regel nur LKWs aufhalten und die Bordsteine so eng sind, dass kaum zwei Marienkäfer aneinander vorbeitrippeln können. Entsprechend foxi kam ich dann dort auch an – nur um festzustellen, dass es vor Ort keine Fahrradständer gab, an denen man sein Rad hätte anschließen können. Freundlich wurde mir vom Personal angeboten, ich solle doch mein Rad an den Abgrenzugszaun schließen – der ca. 3m über dem Boden auf einem Wall installiert war :-). Widerrechtlich schloss ich es dann an einem Absperrgitter an.
Mich dessen entledigt, stürmte ich dann zu Fuß mit ca 2,5 km/h die Halle. Bass erstaunt war ich über die Halle. Riesig, eben, keine Türen, die man erst mit Herculeskraft öffnen musste. Der Empfangsbereich war extrem großzügig ausgelegt und erst das Personal. Nein, das Personal war nicht „extrem großzügig ausgelegt“ 😉 dafür aber richtig gut ausgebildete Menschen, die einem völlig normal entgegentraten, geduldig warteten, bis ich mein Portemonaie draußen hatte und die fünf Euro herauskramte. Vor allem war genug Personal da. Ich hatte nicht einen Moment das Gefühl – wie sonst an jedweden Kassen – mich beeilen zu müssen. Nett, höflich, wurde ich wie ein völlig normaler Mensch behandelt. Der Tresen auch in einer normalen Höhe, so dass ich zu niemandem aufblicken musste. Genial!
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So fing das schon mal gut an. Wie das so meine Art ist, bewegte ich mich dann im Uhrzeigersinn an der Wand der Halle entlang. Zuerst kam ein Bereich der sich mit Reisen und Tourismus beschäftigte. Dem schloss sich ein großer Bereich für Behindertenfahrzeuge an. Weiter ging es dann zum Bereich Handbikes und Rollstühle, der direkt in den Bereich der Sanitätshäuser überging. Ein großer Testparcour erlaubte das umfangreiche Ausprobieren der unterschiedlichen Bikes und Rollstühle. Dann kam das Restaurant. Viele Tische weiß gedeckt. Angeboten wurde Imbissbudenessen. Ich verzichtete darauf und verspeiste mein mitgebrachtes Brot. Gefehlt haben mir Unternehmen, die Kleinhilfsmittel anboten, wie Schlüssel-Schließ-Helfer, entsprechendes Geschirr und was es sonst noch so für Helferlein gibt, von denen ich nicht mal weiß, dass sie existieren.
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Was nicht so gut war: Es gab einen Erholungsbereich, der einerseits nicht als solcher gekennzeichnet war, andererseits inmitten von zwei Sportbereichen (Tischtennis und Basketballfeld) lag. Es gab keine Garderobe, keine Mülleimer und die Türen zu den Toiletten waren zu schwer zugänglich, da die Schließfedermechanismen zu stark waren.
Beim Beiprogramm wurde sich viel Mühe gegeben. So gab es alle drei Tage Kinderschminken, Basketball und Tischtennis auf dem Sportplatz, Tischfussball, Vorführungen durch Assistenzhunde, eine Modenschau für Behinderte, die Kleidung war im Schnitt beispielsweise auf Rollstuhlfahrer abgestimmt, eine Traktorpräsentation, eine Tombola und ein Saxophonsolo. Am Samstag fand abends eine Messeparty statt.
Alles in allem würde ich die Messe als Erfolg werten. Normalerweise findet sie jährlich in Bremen statt. Dieses Jahr war sie in Hamburg. Tatsächlich könnte ich mir vorstellen, auch einmal nach Bremen zu fahren, um an ihr teilzunehmen.
In den nächsten Tagen werde ich die einzelnen Bereich vorstellen, soweit sie für mich als MSler von Interesse waren und ich sie mir näher angeschaut habe.
Hertha-Margarethe Kerz
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